Besichtigung der Stadt Eferding
in 2 Rundgängen am 18. Mai 2022

Bei schönstem Frühsommerwetter haben sich erfreulicherweise 40 Teilnehmer zur Stadtbesichtigung in Eferding getroffen. Diesmal stand ein sehr großes Programm für die Besichtigung bevor. Es führte uns DI Dr. Roland Forster, Architekt und Historiker, durch die historische Innenstadt und wir konnten viel Interessantes in Erfahrung bringen.

Unser Spaziergang führte uns durch die drittälteste Stadt Österreichs, entspannt und gemütlich zu den schönsten Plätzen der Stadt.

Die Geschichte Eferdings reicht bis in die Römerzeit zurück. Die Donau war im Eferdinger Becken weit verzweigt und reichte bis zur Stadt heran. Als die Bajuwaren im 6.Jh. ins Land einwanderten, soll ein Edelmann „Efrito“ der Stadt den Namen gegeben haben. Erste urkundlichen Erwähnungen zur Stadterhebung stellten sich als Fälschung heraus, aber 1222 wurde Eferding erstmals urkundlich als Stadt genannt.

Zuerst besuchten wir die Stadtpfarrkirche, auch gerne „Eferdinger Dom“ genannt. Sie gehört zu den bedeutendsten spätgotischen Hallenkirchen in Oberösterreich. Von 1451 bis 1505 wurde sie im Auftrag der Grafen von Schaunberg und unter Beteiligung der Bevölkerung durch Geldspenden und Arbeit nach Plänen des Passauer Dombaumeisters Jörg Windisch erbaut. Der Kirchenpatron ist der Hl. Hippolyt. Der Heilige ist als Ritter im Presbyterium, am Hochaltar und am Südportal der Kirche dargestellt. Mit der Errichtung einer Zwillingswendeltreppe wurde die Kirche in ihrer heutigen Form nach 50 Jahren Bauzeit abgeschlossen. Das Kircheninnere ist ein dreischiffiges Langhaus mit neun Seitenkapellen. Der älteste erhaltene Teil der Kirche ist der noch aus dem 14. Jh. stammende Turm des romanischen Vorgängerbaus. Aus dem 15. Jh. besteht noch der originale Dachstuhl; die große Glocke trägt die Jahreszahl 1586. Bemerkenswert ist zudem das Renaissance-Hochgrab des Wolfgang II von Schaunburg und seiner Gattin Anna. Die Reliefs sind von besonderer Qualität. Eine große Zahl von Grabplatten und Epitaphen sind an den Innen- und Außenwänden der Kirche angebracht. Es sind Grabmäler der Patronatsherren, des Adels, des Bürgertums und der Geistlichkeit. Mehrere mächtige Grabplatten erinnern an die Schaunberger, die einstigen Stadtherrn von Eferding, welche im 16. Jh. ausgestorben sind. Die letzten Grafen von Schaunberg neigten dem Protestantismus zu, daher wirkten viele Jahrzehnte evangelische Pfarrer in der Kirche. Viele Protestanten flüchteten aus Kärnten und der Steiermark nach Eferding. Obwohl die Kirche ihren mittelalterlichen gotischen Charakter behalten konnte, hat sie doch im Laufe der Zeit andere Baustile in sich aufgenommen.

Eine weitere Kirche, die wir besichtigten, war die im Jahre 1325 erbaute Spitalskirche mit der dazugehörigen Magdalenakapelle. Sie wurde unter den Freiherrn von Schifer als gotische zweischiffige Kirche erbaut und ist angebaut an das ehemalige Spital am Schiferplatz, das „Schifersche Erbstift“. Es wurde nach einem Brand 1762 zu seinem heutigen Aussehen umgebaut. 1789 wurde die Kirche verkauft und als Depot und Magazin während der Franzoseneinfälle verwendet. Seit 1839 ist sie wieder in kirchlichem Besitz.

Nach einer wohlverdienten Pause mit dem „wahrscheinlich besten Eis von Oberösterreich“ gestärkt, ging die Besichtigung am Stadtplatz weiter.

Der Stadtplatz mit der Dreifaltigkeitssäule und den Bürgerhäusern zählt zu den schönsten Plätzen seiner Art. Die Bürgerhäuser, seit dem Mittelalter fast unverändert, bestehen aus einem erhaltenen spätgotischen Kern mit barocken und klassizistischen Fassaden.

Die heutige Einkaufsstraße Schmiedgasse führte früher zu den Schmieden vor dem Schmiedtor, die aufgrund der hohen Brandgefahr etwas außerhalb des Stadtzentrums angesiedelt waren. Wegen der starken Geruchsbelästigung befanden sich auch die Lederer außerhalb des Lederertors.

Eine der größten Sehenswürdigkeiten der Stadt ist mit Sicherheit das prächtige Schloss Starhemberg. Nach dem Aussterben der Schaunberger kam es durch Erbschaft an das Geschlecht der Starhemberger, die nun die neuen Territorialherrn der damaligen Region waren. Seit rund 450 Jahren befindet sich das prunkvolle Gebäude direkt im Zentrum von Eferding und ist im Besitz des Adelsgeschlecht der Familie der Starhemberger. In den Innenräumen befinden sich heute ein Kulturzentrum und drei Museen, die sich mit der Stadt- und der Schlossgeschichte befassen.

Nach dieser umfangreichen Besichtigung bedankte sich Dr. Walter Aspernig im Namen aller für die sehr gute und gelungene Führung und überreichte DI Dr. Forster einen Gutschein als kleines Dankeschön.

Haide Thaler

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