Bei schönstem Frühsommerwetter haben
sich erfreulicherweise 40 Teilnehmer zur Stadtbesichtigung in Eferding
getroffen. Diesmal stand ein sehr großes Programm für die Besichtigung bevor.
Es führte uns DI Dr. Roland Forster, Architekt und Historiker, durch die
historische Innenstadt und wir konnten viel Interessantes in Erfahrung bringen. Unser Spaziergang führte uns durch
die drittälteste Stadt Österreichs, entspannt und gemütlich zu den schönsten
Plätzen der Stadt. Die Geschichte Eferdings reicht bis
in die Römerzeit zurück. Die Donau war im Eferdinger Becken weit verzweigt und
reichte bis zur Stadt heran. Als die Bajuwaren im 6.Jh. ins Land einwanderten,
soll ein Edelmann „Efrito“ der Stadt den Namen gegeben haben. Erste
urkundlichen Erwähnungen zur Stadterhebung stellten sich als Fälschung heraus,
aber 1222 wurde Eferding erstmals urkundlich als Stadt genannt. Zuerst besuchten wir die
Stadtpfarrkirche, auch gerne „Eferdinger Dom“ genannt. Sie gehört zu den bedeutendsten
spätgotischen Hallenkirchen in Oberösterreich. Von 1451 bis 1505 wurde sie im
Auftrag der Grafen von Schaunberg und unter Beteiligung der Bevölkerung durch
Geldspenden und Arbeit nach Plänen des Passauer Dombaumeisters Jörg Windisch
erbaut. Der Kirchenpatron ist der Hl. Hippolyt. Der Heilige ist als Ritter im
Presbyterium, am Hochaltar und am Südportal der Kirche dargestellt. Mit der
Errichtung einer Zwillingswendeltreppe wurde die Kirche in ihrer heutigen Form
nach 50 Jahren Bauzeit abgeschlossen. Das Kircheninnere ist ein dreischiffiges
Langhaus mit neun Seitenkapellen. Der älteste erhaltene Teil der Kirche ist der
noch aus dem 14. Jh. stammende Turm des romanischen Vorgängerbaus. Aus dem 15. Jh.
besteht noch der originale Dachstuhl; die große Glocke trägt die Jahreszahl
1586. Bemerkenswert ist zudem das Renaissance-Hochgrab des Wolfgang II von
Schaunburg und seiner Gattin Anna. Die Reliefs sind von besonderer Qualität.
Eine große Zahl von Grabplatten und Epitaphen sind an den Innen- und
Außenwänden der Kirche angebracht. Es sind Grabmäler der Patronatsherren, des
Adels, des Bürgertums und der Geistlichkeit. Mehrere mächtige Grabplatten
erinnern an die Schaunberger, die einstigen Stadtherrn von Eferding, welche im
16. Jh. ausgestorben sind. Die letzten Grafen von Schaunberg neigten dem
Protestantismus zu, daher wirkten viele Jahrzehnte evangelische Pfarrer in der
Kirche. Viele Protestanten flüchteten aus Kärnten und der Steiermark nach
Eferding. Obwohl die Kirche ihren mittelalterlichen gotischen Charakter
behalten konnte, hat sie doch im Laufe der Zeit andere Baustile in sich
aufgenommen. Eine weitere Kirche, die wir
besichtigten, war die im Jahre 1325 erbaute Spitalskirche mit der dazugehörigen
Magdalenakapelle. Sie wurde unter den Freiherrn von Schifer als gotische
zweischiffige Kirche erbaut und ist angebaut an das ehemalige Spital am
Schiferplatz, das „Schifersche Erbstift“. Es wurde nach einem Brand 1762 zu seinem
heutigen Aussehen umgebaut. 1789 wurde die Kirche verkauft und als Depot und
Magazin während der Franzoseneinfälle verwendet. Seit 1839 ist sie wieder in
kirchlichem Besitz. Nach einer wohlverdienten Pause mit
dem „wahrscheinlich besten Eis von Oberösterreich“ gestärkt, ging die
Besichtigung am Stadtplatz weiter. Der Stadtplatz mit der
Dreifaltigkeitssäule und den Bürgerhäusern zählt zu den schönsten Plätzen
seiner Art. Die Bürgerhäuser, seit dem Mittelalter fast unverändert, bestehen
aus einem erhaltenen spätgotischen Kern mit barocken und klassizistischen
Fassaden. Die heutige Einkaufsstraße
Schmiedgasse führte früher zu den Schmieden vor dem Schmiedtor, die aufgrund
der hohen Brandgefahr etwas außerhalb des Stadtzentrums angesiedelt waren.
Wegen der starken Geruchsbelästigung befanden sich auch die Lederer außerhalb des
Lederertors. Eine der größten Sehenswürdigkeiten
der Stadt ist mit Sicherheit das prächtige Schloss Starhemberg. Nach dem Aussterben
der Schaunberger kam es durch Erbschaft an das Geschlecht der Starhemberger, die
nun die neuen Territorialherrn der damaligen Region waren. Seit rund 450 Jahren
befindet sich das prunkvolle Gebäude direkt im Zentrum von Eferding und ist im
Besitz des Adelsgeschlecht der Familie der Starhemberger. In den Innenräumen
befinden sich heute ein Kulturzentrum und drei Museen, die sich mit der Stadt-
und der Schlossgeschichte befassen. Nach dieser umfangreichen Besichtigung
bedankte sich Dr. Walter Aspernig im Namen aller für die sehr gute und
gelungene Führung und überreichte DI Dr. Forster einen Gutschein als kleines Dankeschön. Haide Thaler |