Am 10.6.2015 führte eine Exkursion des Musealvereins 31 Mitglieder nach Offenhausen. Die außen neu renovierte Pfarrkirche St. Stephanus war der Treffpunkt für unsere Führung. Herr Bürgermeister Hermann Stoiber und Frau Pastoralassistentin Mag. Claudia Maier begrüßten uns in der Kirche. Konsulent Günter Kalliauer und Dr. Walter Aspernig erzählten uns viel Wissenswertes über die Kirche.
Einst ein gotisches Gotteshaus, wurde es im 16. Jh. umgestaltet und wird in der österreichischen Kunsttopographie als die „vielleicht bedeutendste in Renaissanceformen gehaltene Marktkirche von OÖ“ bezeichnet. Das Hochaltarbild (1754) von Bartolomeo Altomonte zeigt die Steinigung des Hl. Stephanus. Das barocke Orgelgehäuse, 1914 mit einem neuen Instrument (ein Geschenk der Gräfin Alberti, Schlossherrin von Würting) ausgestattet, kann man heute noch bewundern. Mit großem Stolz erklärte uns der Organist „seine Orgel“ und spielte uns das Lied „Offenhausener Engelchor“.
Zwei Seitenkapellen vervollständigen den Innenraum der Kirche. Die Perkheimer errichteten ihre Grabkapelle im Norden und Christoph Weiß sein Familiengrab im Süden. Beide Familien besaßen das Schloss Würting und setzten sich hier ein Denkmal.
Im 14. Jh. kam Gregor der Rathalminger durch Heirat in den Besitz des Schlosses Würting südwestlich von Offenhausen. Die Tochter Susanna, verheiratet mit Jörg Perkheimer, erbte nach dem Tod des Vaters (1428) das Schloss. Die Grabplatte des Gregor Rathalminger wurde in der dafür errichteten Seitenkapelle aufgestellt, ist im 20. Jahrhundert verschwunden und jüngst in der Wachau wohlrestauriert wieder aufgefunden worden. Von den Perkheimern wurde Würting als stattliches Wasserschloss im Renaissancestil neu errichtet und die Markterhebung von Offenhausen erreicht. Nach dem Aussterben der Perkheimer in männlicher Linie verkaufte die Erbtochter Schloss Würting an den Welser Geschäftsmann mit internationalen Beziehungen, Christoph Weiß, welcher 1582 in den Adelsstand erhoben worden war. Ihm verdankt das Schloss seine prunkvolle Innenausstattung. Er hatte seine Heimat Salzburg wegen seines protestantischen Glaubens verlassen müssen. So kam er nach Wels, wo er auch ein Stadthaus erwarb und es nach italienischem Vorbild vom „welschen“ Baumeister Christoph Martin erneuern ließ. Wegen der Heirat mit der zweiten Frau Felizitas, einer Cousine der Salome Alt, gab es viele große Probleme mit dem Salzburger Erzbischhof Wolf Dietrich; die Heirat konnte trotzdem erreicht werden. Die umfangreiche, interessante und wechselvolle Entwicklung des Schlosses Würting kann im Buch „Schlossgeschichten“ (von Angelika und Walter Aspernig) nachgelesen werden.
Beim kurzen Spaziergang von der Kirche zum Gemeindeamt erklärte uns Bürgermeister Stoiber in kurzen Umrissen die Geschichte und Geschicke seiner Gemeinde. Am idyllischen blumengeschmückten Marktplatz stehen eine kleine Pestsäule und ein Marktbrunnen mit einer Statue des Hl. Christopherus, gewidmet den Gefallenen der Weltkriege. Eine historische Wäscheschwemme befindet sich in der Nähe. Erwähnenswert ist noch, dass in Offenhausen schon 1889 eine Kinderbewahrungsanstalt (Kindergarten) errichtet wurde; ab 1927 gab es bereits ein Schwimmbad und ein öffentliches Wannenbad.
Nach diesen ausgiebigen Erklärungen „rauchte uns der Kopf“, aber dafür wurden wir von Bürgermeister Stoiber zu Würsteln und Getränken eingeladen. Vielen herzlichen Dank dafür. Auch vom großen Wissen unserer Experten, Günter Kalliauer und Dr. Walter Aspernig, sind wir immer beeindruckt und wünschen uns weitere interessante Exkursionen mit ihnen.
Haide Thaler
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