Besuch im Landhaus in Linz


Bei schönem Sommerwetter folgten 22 Mitglieder des Musealvereins Wels gerne der Einladung des 1. Landtagspräsidenten Friedrich Bernhofer zu einem Besuch des Landhauses in Linz. Die Einladung war auch ein Dankeschön für die tatkräftige Unterstützung und Mitarbeit im Musealverein, welche ganz im Sinne des Jahres des Ehrenamtes 2011 gesehen werden kann.
Im Arkadenhof des Landhauses wurden wir bereits vom Landtagsführer Hr. Holzweber erwartet, welcher mit viel Wissen über die Historie des Landhauses beim Publikum großes Interesse wecken konnte. Im beeindruckenden Landtagssitzungssaal wurden wir schließlich vom LP Bernhofer persönlich herzlich willkommen geheißen.
Dieser Saal wurde 1863 im Neo-Rokokostil gestaltet und seither finden hier die Zusammenkünfte der oberösterreichischen Volksvertreterinnen und Vertreter statt. Eine aufwändige Sanierung brachte das historische und kulturelle Erbe des Hauses zur Geltung – heute präsentiert sich das Landhaus als modernes, bürgerorientiertes Haus.
Seine Entstehungsgeschichte reicht jedoch viel weiter zurück. Im 13. Jh. wurde an dieser Stelle ein Minoritenkloster errichtet.
In Folge der gesellschaftlichen und religiösen Veränderungen im 16. Jh. wurde es jedoch aufgehoben und als Landhaus neu errichtet. In dem ab 1563 im Renaissancestil erbauten Gebäude war von 1574 – 1629 die protestantische Landschaftsschule untergebracht, welche von Enns nach Linz verlegt worden war. Diese Schule war ein Vorläufer heutiger Gymnasien. Hier lehrte beispielsweise auch der berühmte Astronom und Philosoph Johannes Kepler Mathematik. Im Zuge der Gegenreformation wurde die evangelische Schule geschlossen. Bei Renovierungsarbeiten der Außenwände im Arkadenhof um 1950 wurden „Wandmalereien“ ehemaliger Schüler dieser Zeit – meist Söhne Adeliger (u.a. ein Pollheimer aus Parz) – entdeckt. Sprüche, Reime und Namen wurden hier mit Rotkreide verewigt. Schöner Blumenschmuck lässt den Innenhof sehr einladend erscheinen.
1861 erließ Kaiser Franz Joseph I. eine neue Landesordnung. Diese machte es erforderlich für den im März 1861 erstmals gewählten Landtag einen repräsentativen Raum zu schaffen – den Landtagssitzungssaal. Die Wappen der oberösterreichischen Städte zieren den Raum.
In diesem Raum finden heute ca. 10-12 Sitzungen pro Jahr statt. Wir wurden ausführlich über die Aufgaben, den Tagesablauf der Abgeordneten und über die Möglichkeiten der Mitgestaltung bei der Planung von Projekten der Gemeinden und Bezirke unterrichtet. Auch über die Zusammensetzung der Landesregierung und über die Sitzverteilung der Parteien wurde informiert.
Bei unserem weiteren Rundgang durch die Räume des Hauses konnte viel Interessantes in Erfahrung gebracht werden. Besonders stechen der „Steinerne Saal“, der älteste Raum im Haus, und der kleinere „Braune Saal“ hervor. Diese Räumlichkeiten wurden und werden heute immer noch für besondere Feierlichkeiten wie Verleihungen von hohen Auszeichnungen, Jubiläen, Empfängen oder Sponsionen der Fachhochschule Wels verwendet. Der Saal war früher noch größer als heute – ein Teil fiel dem großen Stadtbrand in Linz um 1800 zum Opfer. Früher war der Raum auch das Zentrum für protestantische kirchliche Feierlichkeiten, unter anderem ließ hier Johannes Kepler seine 6 Kinder taufen. Ein schöner Schrank aus der Barockzeit fügt sich sehr gut in diesen Raum. Neben diesem schmücken diverse Zier- und Gebrauchsgegenstände aus mehreren Jahrhunderten die verschiedenen Repräsentationsräume im Landhaus. Ein besonderes Stück darunter ist eine mit astronomischen Ziffern ausgestattete Standuhr aus der Rokokozeit (1762). Dieses wertvolle Exponat wollte die US-Besatzung nach dem 2. Weltkrieg nach Amerika mitnehmen, dies konnte LH Gleissner durch einen sofortigen Ankauf des Landes OÖ jedoch glücklicherweise verhindern.
Zwischendurch stellten wir unsere „museale“ Fitness unter Beweis und erklommen tapfer die 157 Stufen im 66 m hohen Landhausturm. Hier genossen wir die wunderbare Aussicht auf Linz und hatten zudem die Möglichkeit die Wohnung des „Türmers“ zu besichtigen. Diese wurde bis 1932 vom letzten Türmer Johann Lang bewohnt. Dieser hatte die Aufgabe nach Bränden in der Stadt Ausschau zu halten und bei solchen die Glocke zu läuten oder auch die Ankunft von Handelsschiffen auf der Donau zu melden.
Um ca. 1760 wurde der Bau der angrenzenden Minoritenkirche (Landhauskirche) vollendet, – ein Juwel spätbarocker Baukunst – geschmückt mit Meisterwerken dieser Epoche.
Wir setzten unseren Rundgang im Landhaus im Galeriezimmer, umrahmt von Gemälden der 11 Landeshauptleute von Dominik Lepschy, Abt des Stiftes Schlägl, bis zu LH Ratzenböck, weiter durch die verschiedenen Clubzimmer der Parteien fort.
Ein Raum, das „Elisabethzimmer“, wurde der Kaiserin Elisabeth „Sisi“ anlässlich ihrer Anreise von Bayern nach Wien zur Hochzeit im April 1854 gewidmet. Hier verbrachte sie einen Tag in Linz.
Im letzten Raum unserer Besichtigung werden Pressekonferenzen und Gespräche im kleineren Rahmen abgehalten oder Politiker aus dem In- und Ausland empfangen. Der sehr gut erhaltene Schreibtisch stammt noch vom ersten Landeshauptmann Abt Lepschy.
Zum Abschied der sehr interessanten Führung wurden wir noch mit einem herzhaften Imbiss und Getränken verwöhnt.
Ein Tipp für alle, die nicht dabei sein konnten:
Allen Interessierten steht die Besuchergalerie im Landtagssitzungssaal offen; die übrigen Räumlichkeiten können angemeldete Gruppen (bei telefonischer Voranmeldung) jederzeit besichtigen.

Haide Thaler